Beschreibung
„Das ist doch nicht normal“ – eine Redewendung, die auch vor der Seuche schon sprachliches und emotionales Alltagsrepertoire war. Aber was ist schon normal – jenseits dessen, was man selbst dafür hält? Wie einigen wir uns über Normalität, brauchen wir sie überhaupt, und falls ja, weshalb, in welchem Rahmen und in welchen Grenzen? Ist nicht das Unnormale viel spannender als das Normale, und grenzt die Normalitätsdebatte nicht Menschen und Dinge aus, die das nicht verdient haben? Muss es eine einzige Normalität geben, und wer legt sie fest? Eine Annäherung an solche Fragen kann nur im Gespräch zwischen unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen gelingen; eine jede hat ihre eigenen Blickwinkel, Methoden und Erkenntnisse.
Für die Atzelsberger Gespräche konnten herausragende Expertinnen und Experten für Beiträge gewonnen werden, die uns profunde Einblicke in die Fragestellungen von Norm und Normabweichung verschafften, Scheingewissheiten als solche entlarvten und die oft überraschende Dynamik im Verständnis von Normalem und Unnormalem aufzeigten. Aida Bosch erschließt aus soziologischer Sicht Debatten über Gesellschaft im Wertewandel – ein dynamisches Verständnis von Normalität – mit optimistischem Ausblick. Friedrich Lösel erhellt die sozialpsychologischen und kriminologischen Dimensionen des (Un)Normalen. Nadine Metzger verschafft Einblicke in die Diskussionen um die Suche der Medizin im 19. und frühen 20. Jahrhundert nach dem „Normkörper“ – dabei wird die mögliche Kehrseite der Normierung deutlich, nämlich die Ausgrenzung des „Unnormalen“. Hans Dickel zeigt „Anstößiges“ anhand von vier Beispielen in der Kunst – Skandale, die auch den Anstoß zu neuen Normalitäten bilden können.
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